Biographie

Wassil Dimow

Mein bulgarischer Großvater, *1878, nach dem ich benannt worden bin, war Maler und Lehrer in Sofia. Er hatte dort auch eine Kunstzeitschrift gegründet, in die er sein Gehalt gesteckt hat. Einige der sehr teuren Reproduktionen, die er dafür in Italien machen ließ, sind bis auf mich gekommen. Er hatte in Florenz studiert und dort seine Frau gefunden, Italia Fusai. Vielleicht ist das einer der Fäden, die mich dorthin ziehen - und sei es nur auf Bildern.

Mein Vater Dimtscho W. Dimow, 1909, hat 1944 seinen Doktor der Wirtschaftswissenschaften in Wien gemacht. So hat er meine Mutter Dorothea Wolter, *1915, kennengelernt, die aus Berlin nach Wien gekommen war, um hier an der Akademie der bildenden Künste Graphik zu studieren. Die beiden haben am 6. April 1945 in Wien 9. geheiratet, als die Russen schon in Wien 10. waren. Ich wurde am 31. August 1945 im Goldenen Kreuz, Wien 9., geboren. Meine Schwester Christina kam im März 1947 auf die Welt.

Unsere Mutter hatte in Berlin an der Textil- und Modeschule gelernt und unterrichtet. Die zarten Aquarell-Märchenzeichnungen aus den ersten Wiener Jahren zu Texten von Herrn Gigler, die sie dafür sehr penibel überarbeitet hatte, haben mich von Kindheit an sehr beeindruckt. Sie waren beeinflusst von den Arbeiten von Ruth Koser-Michaelis, voll von Faltenwürfen, grotesken Einfällen und liebevollen Einzelheiten. Sie hat unserer Familie einen Gutteil des Lebensunterhaltes “erzeichnet”: bei der Kinderzeitung “Unsere Zeitung”, mit Kinderbüchern, als Graphikerin für den Buchklub der Jugend - und dabei ist ihr das frühere frische Selbstvertrauen verloren gegangen. Gemalt hat sie bis zum Schluss 1999.

In der Volksschule Wien Dornbach wurde ich von der Lehrerin Gertrude Spielvogel sehr gefördert. Ich durfte Theater spielen und Dekorationen auf die Tafel malen. Die Pendeluhr für die Sieben Geißlein ist mir ganz deutlich. Im Gymnasium Wasagasse hat mich der Zeichenlehrer Franz Katzer behütet. Er war 1973 in meiner ersten Ausstellung im Künstlerhaus und hat mich beglückwünscht. Unvergesslich! Nach der fünften Klasse Schulwechsel zu fünf Jahren Handelsakademie I - ein Elend, das ich im letzten Jahr fast nurmehr geschwänzt habe, um in den Laaerberg-Feldern oder Hausruinen zu zeichnen und auf Künstler zu tun.

1965 kam ich wirklich an die Akademie der bildenden Künste. Professor Sergius Pauser hat mich aufgenommen - erst nur fürs Lehramt, dann aber doch in die Meisterklasse für Mischtechnik. Die war voller hoffnungsfroher Wiener Schule-Adepten. Ernst Fuchs wollte sie übernehmen. Der Assistent Hans Jörg Vogel hat meine Anfänge und Fortschritte sehr unterstützt. Das tat gut.

Studienkollege vom ersten Tag an war Hans Praetterhoffer (sic). Wir bekamen bald einen Extraraum fürs Modellzeichnen: Kopf und Akt und viel Freiheit. Im zweiten Jahr hat Hans eine fulminante Cranach-Kopie nach dem Original gemalt. Mit seinen Farbresten hab ich mein erstes Mischtechnikbildchen gemalt.

Die Pauser-Klasse wurde schließlich von Rudolf Hausner übernommen. Ein frischer Wind aus Hamburg: die Ölfußböden wurden abgeschliffen und versiegelt, zwei Reihen deprimierend weiße Kojen für die Studierenden und ein Sonderraum für die Elite. Das war 1968/69 - das denkwürdige Jahr.

Ich habe damals Christof Subik kennengelernt, und tue das bis heute. Wir korrespondieren wöchentlich. Mit ihm gab es die studentischen Umtriebe bis hin zum Ausmalen der Chinesischen Botschaft: Rotes Buch und eine Mao-Plakette als Geschenk von Herrn Wong. Ich bewahre ein trockenes Kündigungsschreiben von Rudolf Hausner… Meine Diplombilder aber hat er in der Abschlussausstellung zu denen seiner Absolventen hängen lassen, “weil sie dort hin gehören”. Das hat mich gefreut.

Das Diplom habe ich 1970 für Malerei bekommen, nach einem kurzen Gastspiel in der Graphikklasse Maximilian Melcher, der zur Studienzeit meiner Mutter dort Assistent war. Die Druckpresse war nie frei. Meine Diplombilder haben dann 1973 zur ersten Einzelausstellung in der Künstlerhaus-Galerie geführt. Generalsekretärin Inge Zimmer-Lehmann hatte mich unter ihre Fittiche genommen, und das tat gut, war wichtig und hat viel bewirkt im Anfang.

Als Selbständiger hatte ich über 30 Einzelausstellungen absolviert, bis ich 1992 ziemlich unvermutet als Lehrer für Bildnerische Erziehung in Freistadt angestellt worden bin. Aus den angedachten fünf Jahren sind 17 Jahre Bildnerische Erziehung mit Pensionsanspruch geworden - eine künstlerische Latenzperiode mit prägenden Erfahrungen, die ich sonst nie gemacht hätte.

Seit 2011 beackere ich meine Themenfelder neu und stelle wieder aus.

Freistadt, Februar 2025

meine ausstellungstexte